Sonntag, Juni 05, 2011

sich gegen den wind bewegen und das heidiland dann doch geniessen

beim start der radtour in balzers bläst der dort in berühmt-berüchtigter stärke auftretende föhn so heftig, dass die wahl unter den optionen zur entscheidung zwischen dem einen oder anderen übel wird: tour gleich zu beginn abbrechen? zuerst am rheindamm gegen den wind strampeln und dann die bergstrecke? oder gleich zu beginn und bei gegenwind über den berg, und dann mit rückenwind am rheindamm retour? selbstverständlich entscheiden wir uns für die dritte variante, verspricht sie doch zumindest lohn nach der ersten mühe. diese mühe ist dann auch tatsächlich gross, weil der föhn über den zumindest aus der automobilen perspektive lächerlich niedrigen st. luzisteig in einer heftigkeit weht, die wohl dem venturi-effekt geschuldet ist. selbst bei der erst mässigen steigung zu beginn gilt es acht zu geben, nicht vom radweg heruntergeblasen zu werden. in der folge entspinnt sich ein laut durch den gegenwind gerufener dialog zwischen dem radfahrer-ehepaar:

  • er (vorne; heftig in hoher trittfrequenz gegen den wind und die zunehmende steigung kämpfend): "ist die geschwindigkeit so in ordnung?" (darum besorgt, dass seine liebe frau ihm am hinterrad kleben bleibt, damit der windschatten nicht abreisst)
  • sie (von hinten; wegen des gegenwinds nur undeutlich zu hören): "... kannst ... ruhig schneller ..."
  • er (immer heftiger schnaufend): "was?"
  • sie (noch lauter aus dem windschatten rufend): "du kannst ruhig schneller fahren, wenn du willst!"
  • er (mit puls in lichten höhen): "ich KANN aber nicht ...!"
  • sie: "ach so," während sie die passende unterstützungsstufe am elektrorad auswählt, um die von einem martialischen fort der schweizer armee gekrönte kleine passhöhe stilvoll zu bewältigen ...

ob mit oder ohne elektrische unterstützung: nach dem luzisteig rollen wir entspannt durch das heidiland-klischee der bündner herrschaft mit ziegenherden, verwinkelten kleinen dörfern und ausgedehnten weinbergen. diesmal klappt es endlich mit einem besuch im alten torkel in jenins, wo der riesling x sylvaner und die ausgezeichnete käseplatte von einer resoluten 'serviertochter' mittleren alters aus der steiermark kredenzt werden. die dame freut sich über "innerösterreichische" ansprache, aber wir müssen dennoch zum aufbruch drängen, weil von chur her die regenvorhänge auftauchen. im widerstreit zwischen regen und föhn erwischen wir am weg nach fläsch zwar einige tropfen, aber für die bolzstrecke am rheindamm liefert der föhn in einem letzten aufbäumen nochmals kräftige unterstützung von hinten --- ganz ohne elektromotor.

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