Sonntag, Juni 26, 2011

sich in spannender umgebung im klaren wasser bewegen


Grossabünt
Originally uploaded by herwig.daemon.
so machen die liechtensteiner das: die gemeinde gamprin kauft land, organisiert workshops mit der bevölkerung und stellt darauf hin eine sport- und freizeitanlage zur verfügung, deren herzstück ein wirklich feiner badesee mit naturnaher regenerationszone ist. unser besuch in der "grossabünt" erstaunt uns in vielerlei hinsicht:
  • die wasserqualität ist auch bei grossem ansturm und hitze hervorragend.
  • die strafen bei verstössen gegen das alkohol- und glasverbot sind saftig.
  • das publikum ist ausgesprochen bunt: einheimische jugendliche, türkischstämmige grossfamilien, secondos, die zwischen italienisch und liechtensteiner dialekt hin und her wechseln, expats, die das wochenende einmal mit der familie statt im dienst ihres internationalen arbeitgebers irgendwo in der grossen welt verbringen und ein paar versprengte österreicher, die sich das projekt einmal in natura ansehen wollen.
  • die öffnungszeiten sind grosszügig (7:00 bis 22:00 uhr).
  • das konzept setzt auf eigenverantwortung, statt bevormundung: kein bademeister, keine wasserrettung. bloss bei alkohol und glas auf der liegewiese endet die freiheit.
  • der eintritt ist kostenlos.
so, scheint es, kann man reichtum durchaus vernünftig einsetzen.

Samstag, Juni 25, 2011

ansichtskartenkino sehen

vergessen wir einmal, dass florian henckel von donnersmarck mit "das leben der anderen" eine grossartige regiearbeit vorgelegt hat. dann lässt sich "the tourist" unbefangener und frei von erwartungen sehen. es bleibt ein plot mit logischen schwächen, eine manchmal unentschlossene mischung zwischen parodie, komödie und actionfilm sowie eine fantastische inszenierung des glamours - von den hauptdarstellerinnen jolie und venedig über die kostüme, bis hin zu den schauplätzen und der musik. ansichtskartenkino, zwar zu schön um wahr zu sein, aber dvd-abend gerecht.

das fehlen von antrieb lesen

"herr lehmann" von sven regener landet auf der schulischen pflicht-leseliste meiner tochter. sie kann in diesem roman keine echte handlung entdecken, sie vermisst dramaturgische höhepunkte und es fehlt ihr jegliche spannung oder dramatik. sie hat wohl in allen punkten recht. gerade diese in bleisatz gegossene lust- und antriebslosigkeit, diese unprätentiöse schilderung des alltags, in homöopathischen dosen mit trockenem humor zwischen den zeilen versetzt, macht aber den reiz der dahinplätschernden lektüre aus. dieser eigentümliche reiz scheint sich aber schülerinnen und schülern, die vom leben noch so einiges erwarten, (noch) nicht zu erschliessen.

Sonntag, Juni 12, 2011

die typische vatertags-bewegung erleben

vatertage stehen in unserer familie in besonderer tradition: aus unerfindlichen gründen enden sämtliche ausflüge oder wanderungen an diesem sonst gar nicht besonderen tag im tiefsten matsch, es schüttet meist wie aus kübeln und die stimmungslage ist niemals frühsommerlich, sondern eher spätherbstlich oder es gibt sonst irgendwelche planungsunfälle. warum sollte es diesmal, an diesem hohen festtag für das murphysche gesetz, anders sein?

der ursprüngliche plan, sich in einer art kombinationstour - die eine hälfte der familie radelt von feldkirch los, die andere hälfte startet zu fuss ab dem parkplatz hoch über st. gerold - auf der gassner alpe im grossen walsertal zu treffen, endet bereits in schlins: die schaltung an christines mountainbike versagt den dienst und sie muss auf das familiäre begleitfahrzeug warten, während ich die tour über düns, thüringerberg und st. gerold fortsetze. meine frauen sitzen schliesslich schon auf der gassner alpe und wegen eines bei christine anstehenden nachmittagstermins in bregenz erheblich auf nadeln, während ich immer noch die langen serpentinen von st. gerold hinaufkeuche. so begegne ich meiner bereits eilig absteigenden familie knapp unter den almwiesen, aber ich setze die fahrt zur alpe trotzig fort. dort ist allerdings keine jausenplatte mit bier angesagt, sondern bloss ein trikotwechsel und eine rasante abfahrt, um knapp vor dem parkplatz meine damen wieder einzuholen und mit ihnen im auto richtung bregenz zu brettern.

bemerkenswert eigentlich, dass es an diesem vatertag gar nicht geregnet hat ...

Sonntag, Juni 05, 2011

sich gegen den wind bewegen und das heidiland dann doch geniessen

beim start der radtour in balzers bläst der dort in berühmt-berüchtigter stärke auftretende föhn so heftig, dass die wahl unter den optionen zur entscheidung zwischen dem einen oder anderen übel wird: tour gleich zu beginn abbrechen? zuerst am rheindamm gegen den wind strampeln und dann die bergstrecke? oder gleich zu beginn und bei gegenwind über den berg, und dann mit rückenwind am rheindamm retour? selbstverständlich entscheiden wir uns für die dritte variante, verspricht sie doch zumindest lohn nach der ersten mühe. diese mühe ist dann auch tatsächlich gross, weil der föhn über den zumindest aus der automobilen perspektive lächerlich niedrigen st. luzisteig in einer heftigkeit weht, die wohl dem venturi-effekt geschuldet ist. selbst bei der erst mässigen steigung zu beginn gilt es acht zu geben, nicht vom radweg heruntergeblasen zu werden. in der folge entspinnt sich ein laut durch den gegenwind gerufener dialog zwischen dem radfahrer-ehepaar:

  • er (vorne; heftig in hoher trittfrequenz gegen den wind und die zunehmende steigung kämpfend): "ist die geschwindigkeit so in ordnung?" (darum besorgt, dass seine liebe frau ihm am hinterrad kleben bleibt, damit der windschatten nicht abreisst)
  • sie (von hinten; wegen des gegenwinds nur undeutlich zu hören): "... kannst ... ruhig schneller ..."
  • er (immer heftiger schnaufend): "was?"
  • sie (noch lauter aus dem windschatten rufend): "du kannst ruhig schneller fahren, wenn du willst!"
  • er (mit puls in lichten höhen): "ich KANN aber nicht ...!"
  • sie: "ach so," während sie die passende unterstützungsstufe am elektrorad auswählt, um die von einem martialischen fort der schweizer armee gekrönte kleine passhöhe stilvoll zu bewältigen ...

ob mit oder ohne elektrische unterstützung: nach dem luzisteig rollen wir entspannt durch das heidiland-klischee der bündner herrschaft mit ziegenherden, verwinkelten kleinen dörfern und ausgedehnten weinbergen. diesmal klappt es endlich mit einem besuch im alten torkel in jenins, wo der riesling x sylvaner und die ausgezeichnete käseplatte von einer resoluten 'serviertochter' mittleren alters aus der steiermark kredenzt werden. die dame freut sich über "innerösterreichische" ansprache, aber wir müssen dennoch zum aufbruch drängen, weil von chur her die regenvorhänge auftauchen. im widerstreit zwischen regen und föhn erwischen wir am weg nach fläsch zwar einige tropfen, aber für die bolzstrecke am rheindamm liefert der föhn in einem letzten aufbäumen nochmals kräftige unterstützung von hinten --- ganz ohne elektromotor.

Samstag, Juni 04, 2011

gepflegte kreuzfahrtunterhaltung hören und sehen

auch eine anspruchsvolle festival-programmierung benötigt publikumsmagneten: die "pasión de buena vista" lässt das montforthaus überquellen und unterhält auf zweifellos hohem niveau entlang der kuba-klischees mit dauerlächelnden tänzerinnen, muskulösen charmebolzen mit niemals versiegender glut in den augen sowie soliden gesangs- und musikleistungen. wie befürchtet ist die vorführung insgesamt näher am tropicana club als an ry cooders auseinandersetzung mit der kubanischen musik. macht aber nichts, selbst das alemannische publikum geht nach intensiven einheizerphasen aus sich heraus und vertreter der spezies tanzen für eine nummer gar im kollektiv auf der bühne mit. ein leichter abend für die ganze familie, während der jazz brunch mit daisy jopling vielleicht nicht mehrheitsfähig gewesen wäre.