Donnerstag, Dezember 09, 2004

wien intensiv bereisen

nach einigen lebensjahren in wien werden die aufenthalte in der metropole mittlerweile eher zum touristischen unterfangen. und wir müssen feststellen, dass wir uns vom grossstadtleben stark entwöhnt haben, ja dass wir als landpomeranzen zum teil regelrecht überfordert sind.

das hotel kummer in der mariahilfer strasse verwöhnt uns mit drei schritten zur u-bahn, imperialer raumhöhe und einem noch heisseren internet-sonderpreis, der mich schweren herzens die reservierung im meridien stornieren liess. nur das hotelbett bereitet im vergleich zum heimischen hüsler nest kummer und sorgen.

um dem kulturauftrag nachzukommen, besucht man eindrucksvolle ausstellungen wie schieles "landschaften" im leopold museum und cartier-bressons "essenz von paris". musikalisch ist sonntag/montag leider nicht allzu viel los und so sind wir regelrecht froh, dass wir nach einem bauernschmaus (!) im pfudl ins bett fallen dürfen und nicht noch ins birdland zu einem jazzkonzert pilgern "müssen".

überhaupt hat das kulinarisch-gastronomische bei diesem aufenthalt einen wichtigen stellenwert. das ist auch stimmig für eine stadt, die sich mit "babette's" ein buchgeschäft ausschliesslich für kulinarische themen (samt angeschlossener küche) leistet. die einschlägige fachlektüre führt uns in der folge im freihausviertel etwa zum historisch stimmigen "ubl" (oder hochoffiziell "zum guten hirten"), wo die schnitzel ausgezeichnet sind, oder in den "el español rioja club", wo zu rund 90 spanischen weinen auch tapas und exzellente raciones vom serrano schinken serviert werden. dazu kommen kaffeehausmässige standards wie der bräunerhof, diglas, café ritter und auch das palmenhaus. interessanterweise behauptet ilse, dass - unter all diesen cafés - nur die heisse schokolade im palmenhaus an jene im speisewagen herankäme!

alles kulinarische gipfelt bei diesem aufenthalt in einem abendessen mit stefan und katja im plachutta auf der wollzeile: die gustostückerl von tafelspitz, schulterscherzl und weissem scherzl sind ein gedicht, die markscheiben in den suppentöpfen auf unserem tisch letztendlich alle meine (vergesst BSE!).

nicht zu unterschätzen sind aber auch die begleitenden und zwischendurch eingeschobenen kulinarischen kleinigkeiten: zum standardprogramm gehören einige brötchen beim unaussprechlichen trzesniewski und ein pfiff bier dazu: ei mit ei, speck mit ei, thunfisch, salami und natürlich pfefferoni. ein freudscher versprecher lässt mich im café leopold einen "vanillestrudel" bestellen, letztendlich kommt dann aber doch ein topfenstrudel mit passender vanillesauce.

wichtig wird dann noch der besuch der "bodega marques" mit katja und stefan: immerhin passieren noch weltwunder und die beiden wollen nach 19(!) jahren - zumindest brutto - und zwei kindern nun tatsächlich noch heiraten. dies tun sie uns bei einem "fincas de ganuza reserva '96" beziehungsweise bei einem oloroso kund.

lokale auf der wunschliste, die wir links liegen lassen mussten, weil der mensch nicht sehr viel mehr als ohnehin schon essen kann: das umar am naschmarkt und - nochmals freihausviertel - der kiosk ("stand der wurst"). die wunschliste erweitert sich durch falter-beiträge und speising.net gleichsam von selbst.

angekündigte shopping-orgien finden - zum glück - nicht statt: schon nach wenigen bekleidungsgeschäften mit uns überfordernder mega-auswahl (esprit flagship store, peek & cloppenburg), standard-ausstattern mit fehlender auswahl (betten reiter, möbel leiner) und geschäften mit riesiger auswahl (kare, rasper's loft) an schönen dingen (z.b. von eva solo), die man in wirklichkeit nicht braucht, geben wir auf. bloss die windbedingt notwendige investition in eine wärmende haube treibt mich nochmals in überschaubare läden: ein dezenter kopfschutz von gant sorgt schliesslich für angenehmes klima im oberen stockwerk.

einer der gröberen nachteile wiens ist aus vorarlberger sicht seine ferne. das macht die bahnfahrt (lockere lungenflügerl verhindern einen flug) relativ lang, aber nicht langweilig. der bereits erwähnte speisewagen lindert das magengrummeln und ein stapel lektüre allfällig aufkeimende langeweile:
feldkirch - wien - feldkirch: der lungenflügel hält und damit unsere positive stimmung. nach dem elsass ist dies nun der zweite kurzurlaub, der die hoffnung auf ein normalisiertes leben erhöht.

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