Samstag, August 25, 2012

vom norden lesen

zur vorbereitung auf die reise und zur literarischen zerstreuung während des schweden-aufenthalts landen bücher mit bezug zum norden auf der leseliste:

  • die "gebrauchsanweisung für schweden" von antje strubel leistet ausgesprochen gute dienste, wenn es darum geht, endemisch auftretende phänomene wie das permanent-rasenmähen zu erklären und soziologisch zu ergründen. umso erstaunter ist der leser, die mit einigem augenzwinkern beschriebenen phänomene ganz real im alltag anzutreffen.
  • offenbar mittlerweile der klassische schweden-schmöker: "der hundertjährige der aus dem fenster stieg und verschwand". die absurditäten schlagen kapriolen, eine volte folgt der nächsten und zumindest als urlaubslektüre bietet das umfangreiche werk reichlich unterhaltung.
  • erst nach dem schweden-aufenthalt lese ich mit "das licht in einem dunklen haus" einen finnland-krimi --- von einem deutschen verfasst. jan kostin wagner soll spannender schreiben als mankell. ach so? absehbarer ist der plot auf jeden fall und wenn schon skandinavischer krimi, dann lieber das original.

Sonntag, August 19, 2012

den norden geniessen

für die meisten schweden ist die kaffeepause offensichtlich keine zeitlich begrenzte unterbrechung einer anderen tätigkeit, sondern ein konstanter zustand, der eine stetig steigende oder zumindest eine um das maximum changierende kurve an koffein im körper erzeugt. 'kanelbullar', zuckersüsse und klebrige zimtschnecken wie sie auch ikea als global erhältliches modell anbietet, mindern anscheinend den einfluss von übermässigem kaffeegenuss, sodass die schweden durchaus ohne permanent-zittern durch das skandinavische leben schreiten. an die 'fika' selbst, die kaffeepause, gewöhnt man sich aber auch als gast recht schnell.

ungewöhnlich ist häufig auch die lokalität für den koffeinschub, denn die cafés wirken oft wie private wohnzimmer. ausserdem fliessend: die grenze zwischen süss und sauer. die kaffeepause kann durchaus auch lachsbrote und andere smörgas-pikanterien umfassen, wobei das brot unter dem sauren belag wiederum süsslich schmeckt. die geschmacksknospen auf der zunge tanzen zuerst einen etwas verwirrten tango, aber mit der zeit stellt sich der rhythmus ein.

obwohl als furchtbar teuer beschrieben, ist das essen in restaurants in schweden durchaus leistbar. nämlich zu mittag, mit selbstbedienung und ohne wein. beim preisgünstigen 'dagens rätt' kommt zumeist der kleinste gemeinsame nenner in sachen tagesgericht auf die menükarte - gebratener lachs, ein stück fleisch mit sauce béarnaise oder köttbullar, die dank ikeas missionarischer tätigkeit im besten wortsinn weltweit in aller munde sind. dazu salat, ein getränk, kaffee (what else?) und ein paar kekse. so pragmatisch und meist von ordentlicher qualität kann essen sein.

aus der langen liste der genussstationen:

  • café emma in mollösund: lage, küche und freundlichkeit nehmen sofort gefangen, mit blick auf den hafen läuft hier ausserdem das grosse kino der anlegemanöver.
  • ackes korv och grejer! in fjällbacka: süsse(!) würste und hamburger am kiosk, hinterher softeis mit bunten streuseln - ein einfacher, aber pittoresker genuss.
  • zimtschnecken auf einer picknickbank in resö mit blick auf die schären.
  • shrimpsbrote im dalsland center in haverud, samt lademöglichkeit für ausgelaugte handy- und kameraakkus.
  • dahlbergs café in gamla linköping: kaffee, smörgas mit lachs und shrimps, süsse versuchungen - und dazu die nostalgische atmosphäre des überdimensionalen freilichtmuseums.
  • grillska huset in stockholms gamla stan: die stadtmission unterhält hier am ersten platz der stadt eine hervorragende bäckerei und ein kaffee mit bester aussicht, bei dem lediglich die langsamkeit des personals lähmend wirkt. aber die zimtschnecken ...
  • restaurang arsenalen in stockholm: ein 'dagens rätt', dass die weitere bewegung nach dem mittagessen schwierig wird.
  • under kastanjen, wieder in gamla stan: ein bild von einem café und eine heringsvariation, die locker als hauptmahlzeit durchgehen würde.
  • smultronstället in söderköping: der ganz normale speiseeiswahnsinn. wann hat man sonst die sorten pfefferlakritz und eierlikör in der eistüte?
  • café columbia in kisa: willkommen im wohnzimmer.
  • amazing taste in eksjö: ein von asiaten flott geführtes restaurant mit schwedischen aushilfskräften.
  • kaffetorpet neben dem königlichen schloss solliden. bei schönwetter draussen auf den weissen gartenmöbeln kaffee trinken und aus den messingkannen immer wieder nachschenken - ein wahrhaft königlicher genuss.

in den norden reisen

wie lässt sich die dreiwöchige wohnmobilreise durch den süden schwedens zusammenfassend darstellen? mit hilfe von weeplaces, weil diese app die "check-ins" von foursquare sammelt und auf einer landkarte darstellt. bis die route korrekt mit den rasenden gelben pfeilen dargestellt wird, scheint es aber noch zu dauern. ersatzweise müssen völlig subjektiv gefärbte bestenlisten als gedankenstütze dienen:

die besten reisebegleiter (neben den dämonischen damen):

  • unser wohnmobil. ein 7,5-meter-schiff, das auch bei schlechtwetter genügend bewegungsspielraum garantiert und im laderaum neben fahrrad, bootsausrüstung, tischen und stühlen, importiertem bier und wein sogar noch einer kühltruhe voll lachs platz bieten würde. allein es fehlt der lachs.
  • ein angelbuch für buben, das uns - von lieben freunden als personalisiertes geschenk überreicht - auf einfache art und weise eigentlich sämtliches wissen vermitteln sollte, um den leerstand in oben erwähnter kühltruhe zu beheben. 
  • die angelausrüstung. weil das auswerfen, oder vielmehr das erlernen dieser bewegung, scheinbar schon meditativen charakter hat. und eine kleine blinkerspende an einen mitternachtsschwarzen schwedischen see vermittelt dem reisenden das wohlige gefühl, hier eine bleibende erinnerung am grund des gewässers hinterlassen zu haben.


die besten naturerlebnisse:

  • eine paddeltour mit den seekajaks im schärgarten vor gryt. christian, der vermieter der boote, erweist sich als wahrer kenner und motivator. die tagestour führt uns nicht nur durch den irrgarten der kleineren und grösseren inselchen, sondern weit über unser zuvor gestecktes ziel hinaus und bis ans offene meer. auch wenn tags darauf ein paar körperpartien schmerzen --- ein eindeutiger höhepunkt der reise.
  • die wanderungen im tresticklan nationalpark an der norwegischen grenze und im stendörren naturreservat an der ostküste. stärker kann sich das klischee von schwedischer natur kaum erfüllen.
  • sieben (!) elche in drei wochen, ohne - ehrensache - jemals einen fuss in einen elchpark gesetzt zu haben. und dann noch die otter, die ringelnatter, die kraniche, die hasen, der fuchs ...


die besten strände:

  • ängelsbäcksstrand in schonen. weil dieser erste strand der reise uns grundzüge der schwedischen lebensart vermittelt (sauberkeit, entspanntheit, naturverbundenheit) und uns die pferde nicht mehr loslassen.
  • böda sand auf öland. weil uns hier temperaturen verwöhnen, die wir uns zweieinhalb wochen lang erhofft hatten.
  • sandhammaren bei ystad. weil es keine grössere sandkiste gibt.



die besten stellplätze:

  • gleich noch einmal der ängelsbäcksstrand. mit dem wohnmobil direkt am meer zu übernachten und am nächsten morgen ausgedehnte strandspaziergänge zu unternehmen, stellt doch eine feine kombination dar.
  • lilla askerön in bohuslän. wo sonst lassen sich beim frühstück am badesteg nebenbei noch krebse angeln?
  • ein badeplatz am madkroken bei braås, den wir dank satellitenhilfe von oben mit google maps entdecken. in bisheriger unkenntnis der finnischen oder masurischen seenplatte sind die schwedischen seen wie der madkroken ganz einfach die schönsten und faszinierendsten binnengewässerlandschaften am flachen land. und wir geniessen sie erste reihe fussfrei.