Montag, Mai 18, 2009

sich aus tradition im kalten wasser bewegen

reisebedingt fiel der 1. mai meinerseits als auftakt zur schwimmsaison ins wasser. nur die tapferen töchter unternahmen den ersten sprung ins relativ erfrischende nass der felsenau. erst mitte des monats komme ich endlich dazu, die neue saisonkarte gebührend einzusetzen und davide ein beweisfoto vom 'anschwimmen' ins sonnenverwöhnte tessin zu senden.

in der 747 abfliegen und einen gran torino sehen

kann clint eastwood überhaupt noch besser werden? mit seinem neuen film "gran torino" brilliert er in einer ballade aus rassismus, gewalt, wehmut, schuld und sühne. wenn in der schlussszene der titelgebende 72-er gran torino unter den jazzklängen von eastwood-sohn kyle die lake shore road entlanggleitet und aus dem bildfeld verschwindet, ist das auch ein abgesang an die traditionellen amerikanischen werte.

äthiopisch und ausgesprochen amerikanisch geniessen

washingtons stadtviertel adams morgan ist innerhalb der ohnehin sehr internationalen hauptstadt tatsächlich das, was man sonst oft leichtfertig als "multikulturell" bezeichnet:

  • im "meskerem restaurant" benötigt der gast eine gewisse gewöhnung an den äthiopischen stil der speisenaufnahme: mit 'injana' brot, das eher grossen säuerlichen crèpes ähnelt, versucht man in völlig besteckfreier umgebung, das hervorragend gewürzte, gulaschähnliche rindfleisch und die begleitenden saucen halbwegs elegant in den mund zu stopfen.

  • im "tryst" - laut eigendefinition ein 'coffeehouse' - treffen sich studenten, freiberufler, verstreute touristen und gäste aller ethnischen richtungen in einem grossen wohnzimmer mit wireless lan zum arbeiten, tratschen und geniessen. dieser 'dritte ort' zwischen berufs- und privatwelt, der die funktion der französischen cafés, englischen pubs und griechischen tavernas auf amerikanische art interpretiert, stemmt sich auch gegen die starbucks-kettenkaffee-kultur(?) und serviert hervorragenden espresso in norditalienischer barista-tradition.

  • im "madam's organ" läuft diesmal statt blues oder jazz leider bluegrass. dafür fehlt mir die frühkindliche konditionierung, ohne die sich diese musik wahrscheinlich nicht ertragen lässt. hier endet sogar die lust auf multikulturelle eindrücke ...

ausgesprochen amerikanisch dann das treffen mit jeff, einem früheren arbeitskollegen - us-amerikaner mit beruflichen stationen in deutschland, liechtenstein, australien und jetzt wieder usa -, bei einem "chili's" in der nähe des washington dulles airport in sterling, va. die hochstandardisierte restaurantgestaltung, der ständige nachschub an getränken mit einer halben antarktis an eiswürfeln, die trainierte kulissenfreundlichkeit der serviererin und das speisenangebot erfüllen alle klischees. selbst die namen der burger und deren zusammensetzung laut speisekarte sind mindestens so mächtig wie deren ausmasse: ' smokehouse bacon triple-the-cheese big mouth burger: extra thick-cut applewood smoked bacon triple-layered with smoked cheddar, swiss and provolone cheeses, sauteed onions, shredded lettuce, tomato, pickle and jalapeño-ranch dressing. served with jalapeño-ranch dressing.' (!)

per amtrak reisen


union station
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amtrak statt hertz. ein missgeschick beschert mir eine premiere mit dem amerikanischen amtrak-system: weil mein führerschein unauffindbar bleibt, verweigert hertz - mitgliedschaft im #1 club hin oder her - die herausgabe des mietautos, das mich von baltimore nach washington bringen soll. der segelschein, den ich der nicht des deutschen mächtigen dame am schalter als alternative unterzujubeln versuche (immerhin sind darin auch zwei fahrzeugkategorien mit amtlichem stempel eingetragen), weist keine 'führerscheinnummer' auf und fällt damit auch durch.

so lerne ich den filmreif musealen warteraum der penn station in baltimore, den gar nicht so üblen amtrak-zug und die grandiose union station in washington kennen. nach dieser gemächlichen form der fortbewegung dreht sich mir bei der holprigen taxi-fahrt im ältesten ford crown victoria des gesamten district of columbia zum state plaza hotel beinahe der magen um.

in die krabbenbucht reisen und bei der wildsau geniessen


krabbenrevier
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baltimore hat wahrscheinlich mehr seafood restaurants für mehr meeresfrüchte-verrückte, als die chesapeake bay jemals an ihren berühmten krabben liefern kann. aber weniger aus bestandsschützerischen gründen, sondern wegen einer vorliebe meiner dinner-begleiter, steht am abend statt crab cake italienische küche auf der speisekarte:

in der "osteria cinghiale", nicht allzu weit von meinem "pier five hotel" am inner harbour entfernt, versuchen die amerikaner, möglichst authentisch italienisch zu sein. und so findet der gast in der 'wildsau' eine recht ansprechende lokalgestaltung, ein beeindruckendes vorspeisenbuffet und eine reiche auswahl an italienischen weinen. die definition von 'al dente' bei den hervorragend gefüllten ravioli als primi benötigt allerdings noch ein wenig transatlantische abstimmung.

der einzige bezug zu den krabben von baltimore landet in form des traditionellen "old bay seasoning" bei den mitbringseln.




Sonntag, Mai 17, 2009

den mittelwesten bereisen und solide amerikanische qualität geniessen



exakt um 5 uhr morgens (!)  beginnen unter meinem fenster im hyatt regency indianapolis die vorbereitungen zum "oneamerica 500 festival mini-marathon" - einem halbmarathon - mit anfeuernder musik. nach der langen flugreise und der ankunft knapp vor mitternacht, mit einem entsprechenden jet lag und dank der wenig geräuschisolierenden fenster löst diese sportveranstaltung auch bei mir begeisterungsstürme aus ...

sonst ist indianapolis erwartungsgemäss unspektakulär. die grösste attraktion liegt vielleicht im kulinarischen bereich: im traditionellen st. elmo's steak house durchlüften die shrimp cocktails zur vorspeise mit einer sogar laut eigendefinition des restaurants "grimmig-scharfen" krensauce die nebenhöhlen. der besucher aus dem alten europa begnügt sich hinterher mit einem hervorragenden steak, das immer noch rund 400 gramm auf die waage bringt, während die 'locals' halbe tiere in form eines prime rib steak mit knapp einem kilo (!) in arbeit nehmen. 

immer noch herzhaft, aber etwas überschaubarer, sind die altmodischen burger und shakes bei "johnny rockets".

über island indien sehen


über island
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während unten der isländische 'frühling' vorbeizieht, laufen im bordkino filme, für die sich jeweils eine begründung zum ansehen findet:

  • slumdog millionaire: um den oscarreigen zu verstehen und ein indisches kaleidoskop zu betrachten.
  • a quantum of solace: um die sekundensequenz, die in feldkirch spielt, zu sehen und christines begeisterung für die szene auf der bregenzer seebühne nachvollziehen zu können.
  • frost/nixon: um die verpasste vorpremiere in zürich nachzuholen, michael sheens optische und gestische ähnlichkeit mit einem früheren vorgesetzten zu entdecken und rebecca hall nach 'vicky cristina barcelona' als ganz anderen charakter wiederzusehen.