Sonntag, November 22, 2009

leblon, flamengo und lapa mit einheimischen erleben und geniessen

leblon gilt als der noblere stadtteil rio de janeiros und so reihen sich in der gepflegten rua dias ferreira lokale mit gehobenem anspruch aneinander. rio-puristen rümpfen hier wegen der eher internationalen ausrichtung der restaurants die nase. aber mein brasilianischer begleiter wählt mit dem "zuka" ein lokal, das in der anmutung zwar auch in chicago, barcelona oder mailand zu finden sein könnte, aber dennoch heimisches in moderner interpretation auf den tisch bringt: 'ceviche, bacalhau und filé mignon' locken auf der karte. hinterher ist in dieser gegend der notwendige verdauungsspaziergang problemlos möglich.

ein kühler schoppen bier bei dieser abendlichen hitze? kein problem im älteren stadtteil flamengo, wo das flüssige erbe der deutschen einwanderer in abgewandelter schreibweise im "armazem do chopp"(!) hochgehalten wird. kein tourist weit und breit, als ich mit meinem beinahe-schon-einheimischen verwandten einen platz auf der terrasse dieses gesteckt vollen lokals ergattere. flamengo pulsiert am freitag abends im takt des echten rio. bei einer immens grossen portion contra filé à gaúcha (für die detailverliebten: mit batata frita, farofa, arroz e lingüiça) und einem steten nachschub an eiskaltem, offenen bier erläutert mir reinhard die soziale topografie der stadt, den alltag in einem mini-appartment in einem der typischen, riesigen wohnblocks, die schnelle begeisterung der verantwortlichen und der cariocas für alles grossartige (fussball-wm, olympische spiele) und das kollektive schulterzucken darüber, wie all das grossartige realität werden soll.

nach dem abendessen verlasse ich erstmals die transportwelt der myriaden von taxis in rio, die ich in stundenlangen fahrten zwischen barra und der 'zona sul' ausreichend kennen lerne. per bus geht es weiter richtung norden nach lapa. der öffentliche verkehr mit bussen, erfahre ich, wirkt auf den ersten blick chaotisch (ja!) funktioniert aber zuverlässig und ist sowohl sicher als auch kostengünstig. für den rest des abends versagt die nachträgliche beschreibung weitestgehend: letztendlich füllt sich das gesamte viertel rund um die arcos da lapa mit einer organischen menschenmasse, die im rythmus von trommeln, samba aus den lokalen, live-performances in den clubs oder beschallung aus musikanlagen wogt, wippt und tanzt.im traditionellen "clube dos democraticos", dessen historische gemäuer alleine schon einen besuch wert sind, spielt die musik im wortwörtlichen sinn und der balkon bietet neben abkühlung vom schwül-heissen tanzgeschehen auch blicke auf das nächtliche oder vielmehr frühmorgendliche strassenleben von rio. als gäbe es kein morgen.

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